
Meinen Zukünftigen hab ich in einem Chat kennengelernt. Eine langjährige und enge Freundin von mir ist ein Kontakt aus einem Esoterik-Forum gewesen. Eine weitere liebe Freundin lernte ich in einem Forum für übergewichtige Frauen kennen, das Tolle: Sie wohnt nur zwei Dörfer weiter. Und dann gibt’s da noch eine Freundin, die ich auf Facebook durch unsere gemeinsame Leidenschaft One Piece kennenlernen durfte und die mir inzwischen auch sehr ans Herz gewachsen ist.
Selbst meine damalige beste Freundin lernte ich im Internet kennen – in einem Meerschweinchen-Forum. Und auch wenn sie heute nicht mehr Teil meines Lebens ist, hat sie, letztendlich eine Internetfreundin die ich nur einmal "real" getroffen habe, mein Leben auf unfassbare Weise bereichert und beeinflusst. Teilweise heute noch, obwohl sie fort ist.
Und dann gibt es noch weitere Leute, denen ich virtuell über den Weg lief und mit denen ich immer wieder schreibe und Kontakt pflege und die ich gelegentlich treffe. Ich bin durch das Medium Internet so vielen interessanten Menschen begegnet, deren Wege sich im "realen Leben" wahrscheinlich nie mit meinem gekreuzt hätten. Aber ich bin für viele dieser Begegnungen wirklich dankbar.
Fakt ist doch, bei aller Kritik und allen Bedenken die man äußern kann.. Wenn die Menschen mit denen man über das Netz zu tun hat keine absoluten Spinner und Lügner sind (ja, auch solchen bin ich hin und wieder begegnet *g*), sind die Gespräche die man mit ihnen führt, die Beziehung die sich langsam zwischen den Parteien aufbaut, auch nicht weniger real oder weniger bedeutend als mit den Menschen, die man auf der Straße persönlich kennenlernt.
Jede Bekanntschaft die man macht, egal wo und wie, kann sich zu einer Freundschaft entwickeln. Das ist Fakt. Ob Party, Chat, Fitnessstudio, Forum, auf der Arbeit oder in der Schule, in einer Mailinglist oder einem sozialen Netzwerk - virtuell oder reell - das spielt in Wirklichkeit doch gar keine Rolle.
Trotzdem hört man immer wieder, wie Internetfreundschaften neben "Reallife Freundschaften" (ich hasse diesen Ausdruck) herabgestuft werden. Dabei gibt es oft nur einen einzigen Unterschied: Die physikalische Entfernung.
Mir ist es egal in welchem Bundesland oder in welcher Stadt die Menschen leben, die ich meine Freunde nenne. Was sie für mich zu Freunden macht ist nicht, dass man sich oft sehen und viel miteinander unternehmen kann. Es sind die intensiven Gespräche, die stimmige Chemie.. und das es sich anfühlt als hätte man sie gestern erst gesehen obwohl das letzte Treffen vielleicht schon ewig her ist.
Meine Freunde sind meine Freunde, egal auf welche Weise ich sie kennengelernt oder ob ich sie bereits persönlich getroffen habe. Natürlich besteht die Gefahr, dass irgendwas nicht passt wenn man sich dann persönlich gegenübersteht, aber ganz ehrlich? Das ist mir auch schon mit Leuten passiert, die ich ganz normal bei meinen Alltagsaktivitäten kennengelernt und mich später dann privat mit ihnen verabredet habe.
Wenn mich jemand nach meiner persönlichen Erfahrung fragt, kann ich nur ganz ehrlich antworten: Einige der innigsten Freundschaften und prägendsten und tollsten Begegnungen die ich jemals erleben durfte und erleben darf, hatte ich bisher mit Bekanntschaften aus dem Internet.
Ich wollte das einfach mal kund tun. Weil Internetfreundschaften immer so verteufelt und herabgestuft werden.. Und meine Erfahrung – kann ja sein das ich einfach Glück hatte – schlicht und ergreifend was anderes aussagt.
Freunde sind Freunde. Was zählt ist nicht, wie oft man sich sieht, sondern wie man im Innern zum anderen steht.. Das macht Freundschaft aus.