Montag, 17. Juni 2013

Über die Angst vorm Outing

Aci, gerade sehr nachdenklich..
Wir leben im 21. Jahrhundert. Und doch hat man manchmal in unserer Gesellschaft den Eindruck, dass viele Menschen – und ich hoffe insgeheim, dass es nicht die meisten sind – noch nicht in diesem eigentlich modernen Zeitalter mit viel Weltoffenheit angekommen sind. 

Man sagt, der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Langsam gewinne ich außerdem den Eindruck, dass manch einer von der Gattung "Mensch" sich sehr schwer tut Ideen oder Einstellungen anderer, die nicht konform gehen mit ihren eigenen, als bereichernd für unsere kulturelle Vielfalt anzunehmen und zu akzeptieren. Oft werden sie kategorisch abgelehnt und naserümpfend belächelt oder sogar auf fieseste Art verunglimpft. 

Deshalb tun sich einige von uns vielleicht immer noch schwer, sich ganz und gar als der Mensch – das Individuum – zu outen, der/das sie eigentlich sind. Ich spiele hier nicht nur auf Homosexualität an, aber es ist wohl eines der besten Beispiele die man bringen kann. Da hat sich auch schon viel getan, aber noch nicht genug.

Es gibt Leute, die fürchten, zu sich selbst zu stehen. Weil die Gesellschaft, der Mainstream, Leute wie sie vorverurteilt. Kein Mensch möchte ein Außenseiter sein. Niemand möchte an Glaubwürdigkeit verlieren, seine Ernsthaftigkeit als Person einbüßen, auf dieses eine Thema reduziert oder lächerlich gemacht werden. 

Ich finde, jeder Mensch.. und egal worum es geht.. sollte zu sich selbst stehen können. Er hat das Recht dazu. Doch diese Gesellschaft macht es einem schwer. Und über Gefühle – sowas ist ja meistens etwas sehr Emotionales – spricht man sowieso nicht gerne, vor allem weil es dann besonders weh tut, wenn sie niedergetrampelt werden. Und Schwäche will sowieso keiner zeigen.

Aber was bleibt ist eine einfache Tatsache: 
Die Angst vor einem Outing kann man nur mit dem Outing selbst bekämpfen. 

Egal ob es tatsächlich darum geht das man auf das gleiche Geschlecht steht und man nicht weiß wie man es den anderen beibringen soll. Ob man sich im falschen Körper geboren fühlt und Angst hat das ganze Umfeld aufzuwirbeln. Ob man einem Glauben angehört der in unserer christlich geprägten Gesellschaft wenig Toleranz findet. Ob man eine Lebenseinstellung hat, die nicht alle nachvollziehen können. Ob man Tattoos am Körper trägt, die man vor den meisten Menschen versteckt. Oder ob man ein Handicap hat, das man vor anderen so gut es geht verbirgt.

Man wird nie herausfinden, ob die Menschen um einen herum einen nicht doch so akzeptieren würden wie man ist, wenn man es ihnen nie offenbart. Man macht sich angreifbar, ja. Aber vielleicht ist es die Sache ja wert?

Und selbst, wenn man durch so ein Outing einen Freund verliert – was soll man denn mit Freunden, die einen nicht so nehmen wie man ist? Ist das nicht ein vertretbares Opfer? Für die Freiheit, man selbst sein zu können?

Und wie sollen die eingefahrenen Menschen denn lernen, etwas als Teil ihrer Welt anzunehmen und es zu tolerieren, wenn sie nie damit konfrontiert werden? 

Vielleicht liegt ja genau in der Konfrontation der Schlüssel zur Veränderung..?



2 Kommentare:

  1. Hi,
    du hast ein sehr gutes Thema gewählt. Outing ist für viele Menschen nicht so einfach. Oft sind Menschen mehr damit beschäftigt, anderen Menschen alles recht zu machen und so zu sein wie es diese möchten. Dabei vernachlässigt man sich selbst. Obwohl es wirklich in Ordnung ist, so wie man ist. Um aus dem Käfig auszubrechen liegt der Schlüssel wohl doch in der Konfrontation...
    Liebe Grüße
    Danny

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  2. Hey,
    also da ich selbst homosexuell bin kann ich da in der Hinsicht ganz gut mit reden ^^
    Es ist oft die Angst vorm Outing da und es ist ziemlich naja mehr oder weniger witzig wenn man gefragt wird wann das eigene Outing war,denn das ganze Leben ist ein Outing.Ob im Beruf,im Freundeskreis oder sonst wo,man muss sich immer wieder aufs neue outen.
    Klar haben viele Angst vorm Outing,auch ich bin mir nicht immer ganz sicher.
    man muss schon vorsichtig sein denn es wird nicht immer akzeptiert und auch wenn viele sagen,ach mensch das ist doch nicht schlimm,gibt es leider genauso viele die dies verachten.
    Man wird schnell in eine Schublade gesteckt,seelisch oder körperlich verletzt.
    Ich behalte dies zb auch erst oft für mich um die Leute kennen zu lernen bis ich mir sagen kann ja dem kann ich es erzählen oder nicht.

    Leider ist in unserem Jahrhundert nicht jeder gleich tolerant und leider auch nicht weltoffen.
    Schade ...

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