Donnerstag, 13. Dezember 2012

Über die Angst vorm Realitätsverlust

Gestern habe ich mich mit jemandem über das Thema Krankheiten unterhalten, die Wirkung von körperlichen Krankheiten auf die Psyche – und auch gezielt über psychische Krankheiten und deren Auswirkungen auf das Leben.

Aci über eine ihrer größten Ängste..
Ich bin im Lauf meines Daseins schon den verschiedensten Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten begegnet, kaum eine davon war unbeschwerlich. Aber was mich jedes Mal am meisten betroffen gemacht hat, waren Krankheiten oder Störungen, die die Wahrnehmung der Betroffenen verzerrt haben – manchmal bis ins Unermessliche. Realitätsverlust.

Ich bin Menschen begegnet, die die Wirklichkeit ganz anders sahen als sie ist. Die sich selbst und auch andere anders sahen, als sie wirklich sind. Die sich in Scheinwelten flüchteten, bewusst oder unbewusst, weil sie für sie annehmbarer waren, als die Realität.

Es gab auf meinem Weg Menschen mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen, Menschen mit Demenz die wahnsinnig wurden weil sie sich an ihr eigenes Leben nicht oder nur bruchstückhaft, oder gar falsch erinnern konnten. Und Menschen, die sich so in ihre Gefühle oder Krankheiten hineinsteigerten, dass sie einfach nicht mehr klar sehen konnten.

Bei jeder einzelnen dieser Begegnungen, egal ob bei dem Mädchen mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, einer Borderlinerin, einem Alkoholiker, einer schizophrenen oder dementen Frau oder all den anderen, mit denen ich Bekanntschaft gemacht habe und die gelegentlich den Draht zur Realität verloren.. immer sah ich mich mit meiner vielleicht größten Angst konfrontiert:

Der Angst, irgendwann selbst den Halt zu verlieren und abzudriften..
..in eine Welt, in der ich niemals leben möchte.

Es gibt für mich kaum einen beängstigerenden Gedanken als den, nicht mehr Herrin über meine persönlichsten Gedanken, Empfindungen oder Erinnerungen zu sein. Es gibt für mich kaum etwas Schlimmeres, das mir widerfahren könnte, als eines Tages die Welt nicht mehr wahrzunehmen wie sie tatsächlich ist, sondern nur noch eine skurrile Verzerrung zu erleben und das dann für die Realität zu halten.

Die mag zwar manchmal hart und furchtbar sein, aber ich nehme lieber sie mit all ihrer teilweise grausamen Wahrhaftigkeit, als eine Scheinwelt, in der es wenig Echtes gibt.. Ich möchte das nicht. Nichtmal als Schutzmechanismus..

Denn wenn ich in einer Welt lebe voller Hirngespinste, Trugbilder oder Lügen.. wozu soll ich überhaupt noch leben? Was für einen Sinn hat eine Existenz in einer unwirklichen Welt? Kann man das denn überhaupt noch als Leben bezeichnen..?

Als ~echtes~ Leben?

5 Kommentare:

  1. hm, ich kann dich verstehen und deine Ängste.
    Ich war selber in einer Welt wo ich zeitweise nicht mehr erreichbar war für irgenjemanden wie du weist.

    "Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst


    Sich davor zu fürchten ist okay, aber wenn man dem doch viel Platz gibt, schränkt es doch einem auch im Leben ein oder?

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    1. Wenn man dem viel Platz gibt und sich von einer Angst, gleichgültig welcher, bestimmen lässt passiert das Gleiche:

      Die Welt in der man lebt, verzerrt sich und kann nicht mehr wahrgenommen werden wie sie eigentlich ist.

      Also würde ich mich nie so in eine Angst hinein steigern, dass ich den Bezug zur Realität verliere.

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  2. Diese Worte könnten auch von mir sein und ich verstehe, was Du meinst. Finde Deinen Beitrag so toll, dass ich ihn direkt auf meiner Facebookseite geteilt habe.
    LG Nine

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  3. Wow, richtig gut, weil es mir genauso geht. Aber man muss die liebe Menschen suchen, denen man das anvertrauen kann u dann geht das! Ich hab aber auch immer Angst, in der Klapse zu landen. Wobei mein Therapeut immer sagt: die die verrückt sind, wissen es nicht. Dh wenn ich dauernd denke, dass ich verrückt bin, bin ich es wohl kaum ;)

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