Freitag, 3. Mai 2013

Alkoholismus von seiner poetischen Seite


Aci selbst ist überzeugte
Antialkoholikerin. Schon immer.
Im Laufe dieser Woche unterhielt ich mich mit einer Freundin über alkoholkranke Menschen. In meinem engeren Freundeskreis gibt es allein vier Familien, die von der Thematik direkt betroffen sind. Und deren Familien allesamt - nicht zuletzt durch den Alkoholmissbrauch - zerrüttet wurden.

Dafür, dass ich eigentlich wirklich wenige enge Freunde habe - man kann sie an einer Hand abzählen - finde ich den Anteil der Freunde mit Alkoholikern in der Familie ziemlich hoch. Auch ich bin die Angehörige eines Alkoholikers.

Meiner persönlichen Erfahrung nach kommt diese Sucht öfter mal gehäuft vor. Sie scheint "gesellschaftsfähig".

Das macht in diesem Fall, bei wie gesagt vier betroffenen Familien, sage und schreibe ZEHN Abhängige. Für mich eine sehr erschreckende Zahl.

Ich stöberte in alten Texten und Gedichten von mir.. die schrieb ich irgendwann im Alter von 14 - 17 Jahren. Dabei fand ich unter anderem diesen Text den ich aus aktuellen Beweggründen nun hier veröffentlichen möchte. 

Denn das Thema Alkoholismus ist in unserer Gesellschaft so präsent wie nie. Gelegentlich sollte man darauf aufmerksam machen - um Augen zu öffnen und auch, um die Sensibilität im Umgang mit dem "Teufelszeug" zu fördern.



Trunksucht
(c) Acissej Reyem

Alkohol
- oh du mein schlimmster Feind -
Alkohol
- oh du mein bester Freund -

Kann nicht ohne dich
Obwohl ich’s sollte
Machst mich krank
Und doch gibst du mir Kraft

Alkohol
- du machst mich böse -
Alkohol
- du tust mir gut -

Dem Alltag kann ich nur mit dir entfliehn
Die Last des Lebens wiegt zu schwer
Meine Pflichten vergess' ich, als wär' alles egal
Und so verlier ich durch dich, was mir einst teuer und wichtig war

Alkohol
- du quälst mich -
Alkohol
- ich brauch dich -



Die Intention dieses "Gedicht" zu schreiben war damals.. Die Auseinandersetzung und Verarbeitung mit der Alkoholsucht meines Vaters. Ich bin, was das Thema angeht, inzwischen ziemlich abgeklärt. Und doch finde ich es immer wieder traurig, wenn ich höre oder sehe wie Freunde das Selbe durchmachen, wie einst ich.


Ähnliches / Ergänzendes Posting: Der Mann an der Tanke


5 Kommentare:

  1. Ein sehr ernstes Thema. Ich wurde auch mal damit konfrontiert und es ist wirklich schwer, damit umzugehen. Für Betroffene und Angehörige.
    Ich selbst trinke nur selten Alkohol und wenn, dann höchstens 1-2 Gläser. Und ich habe oft das Gefühl, dass es nicht akzeptiert wird, wenn man sich nicht betrinken will. Wie oft ich schon gehört habe, dass mir ein bisschen Schnaps mal ganz gut tun würde... um offener zu werden. Wie kann einem Alkohol gut tun? Ich konnte das noch nie verstehen.
    Und wie kann man stolz darauf sein, sich "abzuschießen"? Man hat keine Kontrolle mehr, übergibt sich, vergisst vielleicht sogar ein paar Stunden. Und dann erzähle ich stolz davon? Das ist doch nicht schön! Davon habe ich nichts und der nächste Tag ist ebenfalls im Eimer. Nein danke.

    Im letzten Jahr wollten wir mit mehreren nach Berlin fahren. Ein Wochenende mit 12 Leuten. Hauptsächlich waren wir wegen einem Konzert dort, aber wenn man schon mal dort ist, will man auch die Stadt sehen. Habe ich zumindest gedacht... Es fing schon während der Fahrt an. Erst wurde das Bier rausgeholt und dann kam der Schnaps. Wir fuhren um 8 Uhr morgens los.
    Als wir angekommen waren, ging es direkt weiter. Bis in den frühen Morgen hinein. Ich habe mich schon eher zurückgezogen. Am nächsten Tag hatte natürlich niemand mehr Lust, etwas zu unternehmen. Mein Liebster und ich waren die einzigen, die was von Berlin gesehen haben. Ohne Brummschädel.
    Früher hätte ich mich nur innerlich geärgert. Aber mittlerweile sage ich meine Meinung dazu. Wenn wir irgendwo eingeladen werden, wo es nur um Alkohol geht, spare ich mir das. Da kann ich mir die Zeit eindeutig besser vertreiben.

    Ich werde wohl nie verstehen, warum Alkohol in der Gesellschaft fast ein Muss ist, warum es so sehr Teil unserer Leben ist.
    Ist jemand in diesem Suchtsumpf gelandet, ist es unfassbar schwer, dort wieder rauszufinden. Man wird immer und überall damit konfrontiert.
    Und wie du schon sagst, Alkoholismus ist weit verbreitet. Dabei stellt sich mir die Frage, wie man nicht gegen Alkohol sein kann, wenn man gesehen hat, was Alkohol mit einem anstellt.

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  2. Alkohol in unserer Gesellschaft... ich weiß nicht, aber ich glaube ich habe wohl einfach die richtigen Freunde erwischt. Erst vor knapp einer dreiviertel Stunde bin ich von einer Geburtstagsfeier heim gekommen, war mit dem Auto und habe logischerweise auch nichts getrunken. Keiner hat etwas gesagt und die Trinkspiele habe ich einfach mit Cola mitgemacht. Bis jetzt habe ich noch nie die Erfahrung gemacht, dass einer meiner Freunde gesagt hätte, dass ich mal mehr trinken soll oder nicht. Denn ich gehöre auch so zu den Menschen, die eher seltener trinken.
    Ich verstehe auch nicht, wieso manche Menschen den Alkohol benutzen, um zu prahlen. Gerade in meiner Klasse ist das so. Da feiern sie sich, weil sie nach so und so vielen Cocktails dicht waren und gegen die Vorhänge im Wohnzimmer gespeit haben... Wenn ich dann sage, dass ich noch nie von Alkohol erbrochen habe und noch keinen Blackout hatte (und das ist nicht erfunden) werde ich - auch von Fremden - entsetzt angesehen. Was ist daran so verwerfliches? Ich bin stolz darauf. Ich will meine Grenzen nicht austesten, denn ich will die Kontrolle über mich behalten.

    Alkohol ist ein Thema, über das wir viel wissen, aber dennoch nicht aufgeklärt werden. Ich hoffe du verstehst, was ich meine. Man sollte viel mehr dafür tun, um zu zeigen, was Alkohol anstellen kann und dass er nicht als "normal" angesehen werden sollte, dass man nicht gezwungen ist, zu trinken.

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  3. Danke für eure beiden ausführlichen Kommentare, ist ja der Wahnsinn. ^^

    Ich bin ja tatsächlich Antialkoholikerin und trinke gar nichts alkoholisches. Ich war auch noch nie betrunken und einen "Blackout" kenn ich nur durch Narkose.

    Ich kann das alles auch weder nachvollziehen noch ansatzweise verstehen und ich bin froh, dass es Menschen wie euch gibt, die meine Ansicht da teilen.

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  4. Ich finde es sehr gut, dass du nicht nachvollziehen kannst, wie man sich so sehr zu Alkohol hinreißen lässt, denn es zu verstehen ist schon meistens der falsche Weg.

    Ich persönliche trinke nämlich sehr viel und häufig, wenn ich gerade mal wieder große Probleme mit mir habe. Zugegeben, ich bin nicht süchtig. Würde ich auch nicht werden, davon bin ich ziemlich überzeugt. Denn alleine trinken, jeden Tag, so viel, das könnte ich nicht..

    Ich finde deinen Beitrag sehr gut und gebe dir Recht, es ist schockierend welchen Stellenwert Alkohol heutzutage hat.

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